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Ist Gitarre lernen im Internet oder über You-Tube-Videos sinnvoll?

Informationen sind so leicht verfügbar wie noch nie. Eine einfache Suchanfrage im Internet reicht und man hat die Büchse der Pandora geöffnet. Alles Wissen steht einem zur Verfügung. Warum nicht also auch Informationen über das Gitarrespielen aufgerufen, ja sogar das Gitarrespielen über Internet oder You-Tube-Videos lernen? Ist auf jeden Fall billiger. Es gibt sehr professionelle Seiten, die Unterricht im Internet anbieten und sie werden besser. Ebenso gibt es sehr gut gemachte Lehrvideos, die einem das begehrte Wissen verständlich präsentieren. Dieses Angebot hat sicherlich seinen Platz und ist in gewisser Hinsicht auch sinnvoll.
Aber es kann in meinen Augen keinen persönlichen Unterricht ersetzen.

Das Gitarrespielen, Musizieren generell, ist eine Tätigkeit, die den gesamten Menschen fordert. Musizieren bedeutet Empfindungen, Emotionen, Klangvorstellungen mit präzisen Informationen zu verknüpfen und diese in zeitlich präzisen und komplexen Abläufen in Bewegung und Klang umzusetzen. All das geschieht gleichzeitig und in Echtzeit. Fühlen, Denken, Erinnern, Bewegen, Klang erzeugen. Es ist leicht zu verstehen, dass solch eine Tätigkeit weit über das Aufnehmen und Wiedergeben von Informationen hinausgeht. Darüber hinaus noch beim Musizieren kreativ zu sein, entweder beim Improvisieren oder bei der Interpretation eines Musikstücks, setzt dem noch die Krone auf.

Das Instrument an sich will verstanden sein, dann die gesamte Struktur der Musik, die Technik, die Theorie dahinter, die Gestaltung, etc.. Nicht nur ist das Erlernen eines Instruments ein äußerst komplexer Vorgang, sondern auch einer, der im hohen Maße auf Automation der Abläufe hinzielt. Haltung, technische Abläufe, Gestaltung etc. bedürfen einer guten Basis, es geht darum, guter Spielgewohnheiten aufzubauen, die dem Musizieren dienlich sind und später keine Einschränkung darstellen.
Es geht also darum, all den Lernstoff zu strukturieren, ihn in seiner Ausführung zu überprüfen, gegebenenfalls zu korrigieren, die Mittel zum Erlernen, sprich die passende Literatur zur Verfügung zu haben und, last but not least, die Motivation zu erhalten. Natürlich gibt es Beispiele dafür, wie Menschen sich selber äußerst erfolgreich das Gitarrespielen beigebracht haben.  Eines der wohl bekanntesten Beispiele ist Edward van Halen, der nie eine Stunde Gitarrenunterricht bei irgendjemandem hatte, dennoch aber mit seiner Kreativität und Virtuosität die gesamte Welt der Elektrischen Gitarre auf den Kopf stellte und neue Maßstäbe setzte. Man darf allerdings nicht vergessen, dass er als Kind vorher 10 Jahre lang Klavierunterricht hatte, auf hohem Nivau auch Wettbewerbe gewonnen hatte und von daher ein profundes Verständnis für Musik und musikalische Gestaltung erworben hatte.
Ebenso gibt es natürlich Beispiele, wo der Musikunterricht alles andere als förderlich war und der Schüler frustriert das Instrument an den Nagel gehangen hat. Aber das ist ein anderes Thema.

In der Regel ist zu beobachten, dass ein Kind, ein Jugendlicher oder auch ein Erwachsener, es zu Beginn des Lernprozesses schwierig findet, all die Anforderungen unter einen Hut zu bringen. Der direkte Kontakt zum Lehrer gewährleistet, dass der Unterrichtsstoff angemessen dargeboten wird, Stolpersteine frühzeitig erkannt werden, eine achtsame Führung da ist, und nicht zuletzt, dass da jemand ist, der den Spieler wahrnimmt, in hört, sieht, auf ihn eingeht, etc.. Kurz gesagt - im direkten Vergleich ist der persönliche Kontakt im Gitarrenunterricht gegenüber der Informationsaufnahme im Internet eindeutig vorteilhafter. Ein erfahrener Lehrer bietet eine Führung, Erfahrung, Motivation und Inspiration, die das Internet unmöglich vermitteln kann, so anregend und hilfreich es als Ergänzung auch sein mag.

Fazit: You Tube und Internetkurse sind super, aber sie können den direkten Kontakt zu einem erfahrenen und kompetenten Lehrer nicht ersetzen.
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